Short-ETFs einfach erklärt:
So funktionieren sie


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Starke Schwankungen an der Börse sind für die meisten Anleger ein Grund zur Beunruhigung. Es gibt jedoch auch Investmentmöglichkeiten, die gezielt auf fallende Kurse wetten und auf diese Weise Gewinne erzielen. Dazu gehören z. B. sogenannte Short-ETFs, auch inverse ETFs genannt. Mit dieser Art der börsengehandelten Indexfonds können Anleger in umgekehrter Weise von der Wertentwicklung eines Index profitieren und so kurzfristig Gewinne erzielen. Allerdings sind Short-ETFs sehr komplex und bieten ein hohes Risiko von Verlusten.

Hier erfahren Sie, wie genau Short-ETFs funktionieren, welche Risiken damit verbunden sind und für welche Anleger sie sinnvoll sind.

Das Wichtigste zu Short-ETFs kurz zusammengefasst:

  • Short-ETFs bilden einen Index spiegelverkehrt nach. Steigt z. B. der Kurs des DAX oder des MSCI World, fällt der des Short-ETFs dagegen im Wert und umgekehrt.
  • Bei Short-ETFs handelt es sich um hochspekulative Anlagen, die ein hohes Risiko bergen und hauptsächlich für sehr erfahrene Anleger sinnvoll sind, z. B. um das Portfolio in Zeiten sinkender Kurse abzusichern.
  • Anleger können in verschiedene Short-ETFs investieren. So gibt es z. B. Short-ETFs auf den DAX-Index, den MSCI World oder auch den S&P 500.

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Was sind Short-ETFs?

Short-ETFs sind börsengehandelte Indexfonds, die einen Index mit Hilfe von Derivaten gespiegelt bzw. invers nachbilden. Ein Short-ETF entwickelt sich daher umgekehrt zu dem Basisindex, den er abbilden soll. Das bedeutet: Fällt der Kurs des Index, nimmt der Kurs des Short-ETFs zu. Erwirtschaftet der abgebildete Index dagegen Gewinne, fällt der Kurs.

Portrait von Davor Horvat

Um die Funktionsweise von Short-ETFs zu verstehen, sollten Anleger den Unterschied zwischen Short-Investitionen und Long-Investitionen kennen. Im Normalfall kaufen Anleger Wertpapiere, wenn sie besonders preiswert ist, und verkaufen diese dann zu einem späteren Zeitpunkt teurer, um Gewinne zu erzielen. Diese Strategie wird als Long-Investment bezeichnet und eignet sich für den langfristigen Vermögensaufbau. Das Spekulieren auf fallende Kurse über Leerverkäufe wird dagegen als Short-Investition bezeichnet. Bei dieser Art der Investition wird eine Aktie, die man nicht wirklich besitzt, zu einem hohen Preis verkauft, um diese dann später wieder einzukaufen. Über solche Leerverkäufe funktionieren auch Short-ETFs.

Davor Horvat
Honorar-Anlageberater // Bafin ID: 10138885

Während ein klassischer ETF die Wertentwicklung eines Index eins zu eins abbildet, spiegelt ein Short-ETF die Entwicklung des Basisindex in umgekehrter Form. Als Beispiel: Fällt der abgebildete Index um 10 Prozent, dann steigt der Short-ETF um 10 Prozent – genauso natürlich umgekehrt, wenn der Basisindex steigt, fällt der Short-ETF. Bei dieser Art der Abbildung spricht man auch von einer inversen Replikation. Das funktioniert über Derivate, also mit Wetten auf bestimmte Kurszunahmen oder -abnahmen. Treten die Kursänderungen ein, entwickelt sich der Kurs der Derivate im Short-ETF in die entgegengesetzte Richtung. Zu den Derivaten gehören z. B. Optionen oder Hebel-Zertifikate.

Da ETFs synthetisch oder physisch replizieren, handelt es sich bei der inversen Replikation um eine Form der synthetischen Replikation. Durch die gespiegelte bzw. inverse Nachbildung eines Index, wetten diese Fonds auf fallende Kurse und gehören daher zu den eher spekulativen Arten von ETFs. Denn letztendlich lässt sich nicht mit Sicherheit vorhersagen, wann die Kurse der Aktien und Wertpapiere im Indizes fallen und wie lange eine solche Phase andauert.

Als Index kommen bei Short-ETFs die gleichen wie bei anderen Fonds auch zum Einsatz: So gibt es z. B. auf den deutschen Aktienindex DAX einen Short-ETF, aber auch der MSCI World oder der amerikanische Index S&P 500 ist als inverser ETF am Markt verfügbar.

Was bedeutet Pfadabhängigkeit bei Short-ETFs?

Wenn es um Short-ETFs geht, spielt die Pfadabhängigkeit als wichtiger Einflussfaktor für die Entwicklung eine große Rolle. Die Pfadabhängigkeit entsteht dadurch, dass Short-ETFs auf Tagesbasis berechnet werden. Ändert sich der Wert der Basis durch tägliche Schwankungen, kommt es schon nach wenigen Tagen zu deutlichen Unterschieden zwischen dem Basisindex und dem Short-ETF.

Wird ein Short-ETF über einen längeren Zeitraum im Depot gehalten, entwickelt er sich also anders als erwartet. Aus diesem Grund ist die Pfadabhängigkeit besonders bei stark schwankenden Märkten problematisch und stellt ein Risiko für Anleger dar.

Die Pfadabhängigkeit bei Short-ETFs lässt sich am besten anhand eines konkreten Beispiels nachvollziehen:

 

TagIndexstand (Punkte) Änderung gegenüber Vortag (in Prozent)Änderung gegenüber Tag 0

(in Prozent)

Wert des Short-ETFs
09.500100 Euro
19.200-4,00-4,00104 Euro
29.600+5,56+1,3398,22 Euro
39.800+2,63+4,0095,64 Euro
49.300-6,41-2,67101,77 Euro
59.500+2,740,0098,98 Euro
69.400-1,33-1,33100,30 Euro
79.600+2,70+2,7097,59 Euro
89.500-1,320,0098,88 Euro
99.450-0,67-0,6799,54 Euro

 

Das Beispiel verdeutlicht, dass es zunächst nicht aussagekräftig ist, wenn der Punkteestand des Index bei Verkauf unter dem Punktestand zum Kaufzeitpunkt des ETFs liegt. Der ETF verzeichnet in diesem Fall nicht automatische einen Gewinn. Vielmehr zählt der prozentuale Unterschied zwischen Kauf und Verkauf, der durch die täglich neue Kursermittlung zustande kommt. Schwankt der Index stark, entwickelt sich der ETF ins Minus. Der höchste Gewinn ließe sich dann im Beispiel nur erzielen, wenn man den Fonds direkt nachts wieder verkauft hätte. Je länger ein Short-ETF im Portfolio gehalten wird, desto höher das Risiko für Anleger. Aus diesem Grund sind Short-ETFs nicht als langfristige Anlage geeignet.

Risiken von Short-ETFs

Portrait von Davor Horvat

Für Anleger kann der Kauf eines Short-ETFs mit einem erheblichen Risiko einhergehen. Die Wertentwicklung der Märkte ist auf lange Sicht eher positiv, weshalb Short-ETFs nicht für einen langfristigen Vermögenaufbau geeignet sind. Das Risiko mit Short-ETFs hohe Verluste zu machen, ist deshalb im Vergleich zu Standard-Fonds sehr groß. Besonders private Anleger sollten aus diesem Grund vorsichtig mit Short-ETFs auf DAX, MSCI World und andere Indizes umgehen.

Davor Horvat
Honorar-Anlageberater // Bafin ID: 10138885

Die Grundidee von Short-ETFs ist zwar simpel, dennoch handelt es sich dabei nicht um Standard-Fonds, die in jedem ETF-Portfolio vertreten sind. Zwar können im Gegensatz zu früher auch private Anleger in Short-ETFs investieren, allerdings eignen sich die Fonds eher für risikoaffine Anleger mit viel Erfahrung und umfassenden Kenntnissen über Märkte und Aktien.

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Wie wird Wertentwicklung von Short-ETFs ermittelt?

Auf den ersten Blick wirkt die Wertentwicklung von Short-ETFs leicht nachvollziehbar: Sinkt der Basisindex um einen bestimmten Prozentsatz, steigt der Kurs des Short-ETFs ungefähr um den gleichen Prozentsatz. Umgekehrt sinkt der Wert des Short-ETFs, wenn der Basisindex steigt.

In der Praxis ist es jedoch etwas komplexer. Grundsätzlich ist die Wertentwicklung von Short-ETFs komplex und von mehreren Faktoren abhängig. Dazu gehören z. B. der Geldmarktsatz (EONIA), denn wie sich ein Short-ETF entwickelt, hängt von der gespiegelten Performance des Index und dem doppelten Geldmarktsatz ab. Die doppelte Zinsgutschrift kommt so zustande, dass die Anleger das Geld in den ETF investieren und der ETF dann die Aktien im Index verkauft und dafür eine Gutschrift enthält. Diese beiden Einheiten werden dann wiederum zum EONIA-Zinssatz verzinst. Zudem werden die Kosten für den Leerverkauf und die ETF-Kosten abgezogen. Insgesamt ist die Wertentwicklung von Short-ETFs daher nicht leicht nachvollziehbar und zudem durch die Pfadabhängigkeit als Einflussfaktor schwer einzuschätzen.

Vor- und Nachteile von Short-ETFs im Überblick

Portrait von Davor Horvat

Wie alle Fonds und ETFs haben auch Short-ETFs ihre individuellen Vor- und Nachteile. Erfahrene Anleger können sie z. B. zur Absicherung ihres ETF-Portfolios nutzen oder damit auf Gewinne spekulieren. Bevor man einen Short-ETF ins Depot aufnimmt, sollte man sich allerdings mit den Besonderheiten sowie den Vorteilen und Risiken beschäftigen, um Verluste zu vermeiden. Wer Risiken bei der Geldanlage scheut oder mit Wertpapieren Vermögen aufbauen möchte, sollte von der Anlage in einen inversen ETF absehen und lieber einen klassischen DAX-ETF oder MSCI World ETF wählen.

Davor Horvat
Honorar-Anlageberater // Bafin ID: 10138885

Die Vorteile und Risiken von Short-ETFs im Überblick:

Vorteile:

  • Risikoaffine Anleger können mit Short-ETFs durch sinkende Kurse von Gewinnen profitieren
  • Short-ETFs eignen sich für erfahrene Investoren zur Absicherung des Depots in Phasen fallender Kurse
  • Im Gegensatz zu Futures oder Optionen bergen Short-ETFs kein Emittentenrisiko
  • Short-ETFs bieten kosteneffiziente Strukturen für Leerverkäufe

Nachteile und Risiken:

  • Short-ETFs sind hochspekulativ und nur für kurzfristige Anlagen geeignet
  • Die Anlage erfordert Erfahrung und sehr gute Kenntnis der Märkte
  • Short-ETFs eignen sich nicht für den langfristigen Vermögensaufbau
  • Im Vergleich zu klassischen ETFs bieten Short-ETFs ein sehr hohes Verlustrisiko
  • Die Pfadabhängigkeit kann sich negativ auf die Investition auswirken

Welche Short-ETFs gibt es?

Wie bei anderen ETFs gibt es auch Short-ETFs auf verschiedene Indizes, z. B. auf den S&P 500, den MSCI World oder auch den DAX. Neben Indizes auf Aktien sind auch Short-ETFs auf Rohstoff-Indizes oder Anleihen am Markt. Besonders beliebt sind wie bei klassischen ETFs auch der DAX oder MSCI World Short-ETF oder der Short Euro Stoxx 50 ETF. Welcher der beste Short-ETF ist, hängt auch von den Zielen des jeweiligen Anlegers und der potenziellen Wertentwicklung der enthaltenen Aktien ab.

Zu den größten Short-ETFs auf Aktien gehören z. B.:

  • Xtrackers ShortDAX Daily Swap UCITS ETF
  • Xtrackers S&P 500 Inverse Daily Swap UCITS ETF
  • Amundi Short Euro Stoxx 50 Daily UCITS ETF
  • Xtrackers Euro Stoxx 50 Short Daily Swap UCITS ETF
  • Lyxor Euro Stoxx 50 Daily Inverse UCITS ETF

Fazit: Für wen sind Short-ETFs geeignet?

Short-ETFs sind komplexe und risikobehaftete Anlageformen, die nicht für jeden Anleger geeignet sind. Besonders erfahrene Investoren können allerdings von Short-ETFs als Anteil in ihrem Portfolio profitieren. Bei guter Kenntnis der Märkte können Short-ETFs manchmal der beste Weg sein, um das Portfolio bei einer hohen Wahrscheinlichkeit für fallende Kurse taktisch abzusichern. Stürzen die Kurse wirklich ab, lassen sich Gewinne verzeichnen.

Durch die komplexe Zusammensetzung und die hohen Risiken sind Short-ETFs für die meisten Anleger nicht geeignet. Zudem sollten sie nur für kurze Zeit und möglichst tagesaktuell eingesetzt werden, weshalb sie als Basis für den Vermögensaufbau ungeeignet sind.

Möchten Sie wissen, mit welchen ETFs Sie am besten Ihr Portfolio aufbauen können und welche Anlagestrategie zu Ihrer Risikobereitschaft passt, können Sie sich auf die Unterstützung unserer Honorarberater vor Ort sowie unserer Anlageberatung verlassen.

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Davor Horvat Davor Horvat

Davor Horvat ist seit 1995 in der Finanzbranche tätig. Als staatlich zugelassener Honorar-Anlageberater konzentriert er sich auf ganzheitliche Finanz- und Liquiditätsplanung mit Fokus auf Exchange Traded Funds (ETFs). Davor Horvat ist Gründer und Vorstand der Honorarfinanz AG. Seine mehr als 25-jährige Erfahrung in der Finanzbranche gibt er in zahlreichen Publikationen und Interviews, aber auch in Seminaren an Anleger weiter.

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